Krisen treffen* - Restaurant Klinker

Krisen treffen*

Oder auch: Hier ist erstmal zu.

Guten Tag, sagte die Krise hoeflich vor zwei Wochen und machte eine Ghettofaust, nachdem sie bei uns anklopfte. Wir verdrehten unsere Augen ein bisschen und warfen uns diese: Was ist mit der? Blicke zu. Wir wussten in unserer @yourlovingnature Seifenstueck bubble (noch) nicht, was die Krise laengst genoss: Die am natuerlichsten anzunehmende menschliche Solidaritaet scheiterte da schon am Desinfektionsmittel. Spaeter am Toilettenpapier. (Kleine Erstverschlimmerungen auf dem Weg zu echter Gemeinschaft, haben wir als Interpretation beschlossen. Weil die Alternative nicht sein kann. Nicht hier, nicht jetzt, nicht wir, nicht in diesem Land.)

Jedenfalls klopfte also die Krise und gab sich cool und wollte sich unbedingt mal mit uns treffen. Nee, sagten wir. Es ist noch zu, wir machen erst ab 18 Uhr auf und ueberhaupt, wir haben zu tun, wir probieren gerade die neuen Gerichte und ja, der verbrannte Weisskohl braucht ein bisschen mehr Crunch. 

Gut, dachte sich die Krise und laechelte, so glauben wir heute, vor sich hin. Zaehlte alle Gaeste, die reinkamen, taenzelte um die 18 Uhr Schlange herum, trank Champagner mit denen, die so ab 20.30 Uhr ein bisschen warteten. 

Wir verfeinerten den Weisskohl, bestellten Wein und Schnaps, drehten die Musik laut, besuchten die Kollegen im @100200 und erfreuten uns jeden verdammten Tag an uns, an den Gaesten, den Freunden, dem Laden, dieser Heimat fuer irgendwie alle. Morgens bei den balzis im @balzundbalz, mittags olympisches Gewichtheben im @scoop.

Unbeschwerte Tage. 

Und jeden Tag Ihr alle. Ihr unschaetzbaren Geschenke. Wie Familie halt so ist. Essentiell und so wie so fuer immer, aber mann mann mann. Tante Gertrud kann schon anstrengend sein. (Onkel Otto auch) Was egal ist, wenn Liebe im Spiel ist, Zugehoerigkeit, einfachste innere Werte von: Glück ist zum Teilen da. Und Toilettenpapier eh.

Die Krise winkte noch ein paar mal von draussen, wir fragten uns weiter, was sie will, und irgendwann verzog sie sich. Dachten wir. 

Was sie aber tat – sie aenderte ihren Aggregatzustand. Sie wurde atmosphaerisch. Sie waberte durch alle Ritzen im Gemaeuer, durch die offenen Fenster, durch die Lueftung; sie roch ein bisschen nach Sagrotan, sie bestimmte die Gespraeche, obwohl sie nicht zu fassen war. Sie machte sich breit, heftete sich einen Hashtag an die Brust, sie hielt uns das Wuerstchen Hoffnung hin, nachdem wir gar nicht schnappten, sondern es im Vorbeigehen in @Senfpauli tunkten.

Unantastarkeit – welch hohes Gut.

Ach, dachten wir noch. Machen wir eben zwei Wochen zu. Dann betreuen wir tagsueber die Kinder und kochen abends fuer die Nachbarschaft. Treffen endlich die Gastrokollegen und gruenden die kulinarische Partei Deutschlands, kurz KPD. Haha. Das Krisenklinker. 

Wer, wenn nicht wir. 

Nein. Auch wir nicht. 

Ab heute ist zu. Mit der Kaffeemaschine an. Vielleicht kochen wir und posten, dass man sich noch ein bisschen Essen holen kann. Brot. Wein. Schnaps und Amore. Toilettenpapier. Vielleicht singen wir vom Balkon jeden Abend um 18 Uhr Ausgeh´n von @annenmaykantereit. Und Marianus blaest Waldhorn dazu. 

Krisen treffen. Aber nicht ins Herz. Nicht. In. Unser. Verdammtes. Herz. Das schlaegt, das wird Wege finden. Und Worte. We keep you updated.

Schnaps & Amore.

Die Klinkers.